Chronik 1953 - 1978

Die Chronik während dieser Zeit mit dem 75 jährigen Jubiläum, Fahrzeugen, Wehrleben und den besonderen Einsätzen

Fahrzeugtechnik, Ausbildung und Wehrleben

Unmittelbar nach dem 50jährigen Jubiläum 1953übergab Wehrführer Hermann Albers nach Erreichung der Altersgrenze das Kommando an Carl Heitmann. Er stand einer 20 Mann starken Wehr vor, die mit einem Löschfahrzeug LF 15 und einem Mannschaftswagen mit tragbarer Anhängerspritze zu Einsätzen ausrückte. Der Mannschaftswagen wurde 1957 durch ein Tanklöschfahrzeug TLF 25 ersetzt, dem drei Jahre später ein TLF 8 Unimog folgte.
Nach dem Beschluss der Wehrversammlung 1959 ging es dann im Folgejahr um die Ausrichtung des 12. Feuerwehrtages der Hamburger Freiwilligen Feuerwehren. Und am 22. Mai 1960 war es dann soweit: Zahlreiche Gäste fanden sich bei einem Empfang im Gasthaus „ Stadt Hamburg“ am Curslacker Heerweg bei Carsten Eggers und Frau ein. Unter ihnen waren der damalige Erste Bürgermeister der Hansestadt Max Brauer, Hamburgs Oberbranddirektor Wilhelm Schwarzenberger sowie die Präsidenten der Hamburger Feuerkasse und des Deutschen Feuerwehrverbandes. In dem Bericht über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr in Hamburg im Jahre 1959 hieß es: „918mal wurden die Wehren im Jahre 1959 alarmiert... Sieben Wehren wurden bei dem Großbrand einer Kraftfahrzeughalle am Curslacker Neuer Deich in Bergedorf eingesetzt, das war Rekord... Viele Feuerwehrmänner wurden zu Ausbildungskursen bei der Berufsfeuerwehr geschickt und erstmals (!) wurde mit der Ausgabe von Schutzüberanzügen begonnen. Für die Alarmierung der Wehren stehen außer 133 Fernsprech-Hauptleitungen und 10 Behördennetzanschlüssen noch 85 Sirenen mit 114 Sirenenauslösungen bereit.“ Zur Mittagszeit konnten sich geladene Gäste an einem Mittagessen in Verbindung mit einem Platzkonzert erfreuen. Den Abschluss bildete ein Sternenmarsch zum Sportplatz am Bahnhof Curslack-Neuengamme mit einer sich anschließenden, dort stattfindenden Kundgebung. Sie umfasste die Verpflichtung der Feuerwehranwärter und verschiedene Brandmanöver. Die Bergedorfer Zeitung schrieb zum Ausklang des Tages: „Bis in den späten Abend saßen anschließend alte Bekannte aus nah und fern beisammen, die Kameradschaft wurde erneuert und vertieft. „Auf Wiedersehen beim nächsten Feuerwehrtag“, rief man sich beim Abschied zu.“ Und so war es wohl auch.

1964 gibt der damalige Hamburger Innensenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt Probealarm für die Curslacker Feuerwehr.
1964 gibt der damalige Hamburger Innensenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt Probealarm für die Curslacker Feuerwehr.

Zum Thema Feuerwehr und Alkohol schrieb die Lokalpresse im Jahr des Feuerwehrtages in Curslack: „Allgemein wird behauptet, dass dort wo sich Feuerwehrleute treffen, der Konsum an Bier und Schnaps steigt. Sie „löschen“ auch innerlich wird behauptet. „De wat mögen, de wat dögen“, sagen die Vierländer... Und unter den Feuerwehrleuten gibt es ebensoviel Antialkoholiker wie in der übrigen Menschheit. Dass man nach getaner Arbeit auch ein wenig inwendig löschte, wer kann es den Männern verdenken, die praktisch Stunde für Stunde, Tag für Tag auf dem Sprung stehen, wenn es gilt, dem Roten Hahn Schach zu bieten...“
Noch einmal mit politischer Prominenz bekam es die Wehr im Juli 1964zu tun. Der damalige Innensenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt wollte sich vor Ort informieren, wie schnell die Freiwillige Feuerwehr einsatzbereit sei. Er verlangte von Wehrführer Claus Heitmann einen Probealarm und setzte eigenhändig die Sirene in Gang. Vier Minuten später war der erste Mann zur Stelle und nach weiteren sechs Minuten konnten beide Einsatzfahrzeuge vollständig besetzt werden. Beeindruckt von der Schnelligkeit spendierte der Senator einen Kasten Bier und stieß mit den Kameraden an. Sechs Monate später hatte nach über 18 Dienstjahren das Löschfahrzeug LF 15 ausgedient. Ein Löschfahrzeug LF 16 VTS wurde Ende 1964 als Ersatzbeschaffung in Dienst gestellt.

Die ersten Fahnenträger der FF Curslack bei der Fahnenweihe 1966: Hermann Behnken, Gerhard Dabelstein, Siegfried Budde (von links).
Die ersten Fahnenträger der FF Curslack bei der Fahnenweihe 1966: Hermann Behnken, Gerhard Dabelstein, Siegfried Budde (von links).

„Fahne auf“ hieß bei der Curslacker Wehr ab Oktober 1966. Im Januar hatten die Männer beschlossen, eine Fahne anzuschaffen. Jeder aktive Kamerad steuerte 50,00 DM für den Erwerb bei. Anlässlich des 63. Stiftungsfestes im Lokal Jone am Curslacker Herweg 2 wurde die Fahne von Oberbranddirektor Brunswig feierlich geweiht. Sie führte fortan die Wehr bei Umzügen und Märschen. Als Motiv wählte man den Namen der Wehr auf blauem Grund im Zeichen von Helm und Axt sowie das Rieckhaus auf hellem Grund mit dem Leitspruch „Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“.
Zu einem Feuerwehrwettkampf hatte die Wehr 1968die Wehren aus den Bereichen Vierlande und Walddörfer geladen. Es ging um die schnellstmögliche Vornahme einer Tragkraftspritze an die eine B-Leitung angeschlossen werden musste. Mit Hilfe von C-Rohren wurden dann Eimer von einem Stand gespritzt. Schon damals hatte die Wehr von Kirchwerder – Süd eine gute Wettkampfgruppe und fuhr den Sieg nach Hause. Die Zweitplazierten aus Krauel erhielten einen Trostpreis: eine Flasche Steinhäger. Na dann: Prost!

1969 Die Einsatzabteilung der FF Curslack.
1969 Die Einsatzabteilung der FF Curslack.

Ebenfalls 1968 konnte die Wehrstärke deutlich ausgeweitet werden. Durch die Eingliederung des Katastrophenschutzes in die Freiwillige Feuerwehr durfte eine Wehr bis zu 30 aktive Kameraden umfassen. Zusätzliche Aufgaben verlangten zusätzliches Personal. Allein in diesem Jahr stießen vier junge Kameraden zur Wehr. Es dauerte dann noch weitere zwei Jahre bis bei den Vierländer Freiwilligen Feuerwehren eine Grundausbildung erfolgte. Im Winter 1970/71 lief das Ausbildungsprogramm an. 10 Teilnehmer kamen dabei allein aus Curslack.

Sitzend in der Gaststube Barnstorf irgendwann in den Siebziger Jahren: Herbert Wörmbke, Walther Meyer, Günter Timman, Gerhard Dabelstein, Siegfried Wulff und Dora Barnstorf (von links).
Sitzend in der Gaststube Barnstorf irgendwann in den Siebziger Jahren: Herbert Wörmbke, Walther Meyer, Günter Timman, Gerhard Dabelstein, Siegfried Wulff und Dora Barnstorf (von links).

1972konnte der Fahrzeugbestand um ein weiteres LF 16 Magirus ergänzt werden. Da die Garage im Feuerwehrhaus am Curslacker Deich 173 nur zwei Stellplätze umfasste, fand man auf dem Hof von Wehrführer Claus Heitmann am Curslacker Deich 192 eine dritte Unterstellmöglichkeit. Im Einsatzfalle bedeutete das von nun an, dass einige Kameraden von Curslack Niederwärts dieses Fahrzeug zuerst besetzten. Man fuhr dann zum Feuerwehrhaus, um weitere Angaben über die Art des Einsatzes zu erhalten. Diese bestanden in erster Linie aus einer Tafel auf der der Einsatzort geschrieben stand. Diese Information wurde nach der Sirenenalarmierung telefonisch bei der Einsatzzentrale abgefragt.
Die große Anzahl von Neuaufnahmen Ende der sechziger Jahre führte auch zu Veränderungen im Wehrleben. Viele junge Väter in der Wehr fanden sich zusammen, um 1972 eine Kinderweihnachtsfeier ins Leben zu rufen. Und dies sollte nur ein erste Schritt sein, die Familien stärker in die Feuerwehr mit einzubeziehen Der zweite erfolgte ein Jahr später, nachdem im März 1973 ein lang gehegter Wunsch für die Wehr in Erfüllung ging: Der Bezug eines eigenen Aufenthaltsraumes in dem Gebäude in dem auch die Fahrzeuge unterstanden. Unter Begleitung des Musikzuges der FF Neuengamme marschierten die Kameraden vom „Vereinslokal“ Barnstorf bei der Kirche zum Feuerwehrhaus Curslack. Fortan organisierten die Männer für ihre Damen einen Damenabend. Die Kinderweihnachtsfeier sowie der Damenabend haben Bestand bis in die heutige Gegenwart hinein.

Die Kicker der FF Curslack 1975 - stehend von links: G. Dabelstein, J. Stahlbuhk, H. Meyer, J. Köhler, H. Behnken, A. Albers, C. Schmidt, H. Hars. Kniend von links: D. Timmann, G. Heitmann, H.Peters, K. Wulff, G. Schäfer, W. Meyer, D. Noak.
Die Kicker der FF Curslack 1975 - stehend von links: G. Dabelstein, J. Stahlbuhk, H. Meyer, J. Köhler, H. Behnken, A. Albers, C. Schmidt, H. Hars. Kniend von links: D. Timmann, G. Heitmann, H.Peters, K. Wulff, G. Schäfer, W. Meyer, D. Noak.

Nach dem Gewinn der Fußballeuropameisterschaft durch die deutsche Nationalmannschaft 1972 schien bei den Curslacker Feuerwehrleuten ein Fußballfieber ausgebrochen zu sein. Die erste Urkunde von einer Teilnahme an einem Fußballturnier datiert vom 1.Mai 1973. Zuerst im Unterhemd, später in leuchtend roten Farben, traten die Fußballer zu Freundschaftsspielen und Turnieren an. Training war immer am Freitagabend. Zuerst nur für die Großen später gesellten sich auch immer mehr die Söhne der Feuerwehrkicker zum abendlichen Training hinzu. Das Erfolgsrezept der Mannschaft in den siebziger Jahren blieb ihr Geheimnis. Viele meinten jedoch, dass die Flasche Jägermeister in der Halbzeitpause Ansporn und Energiespender zugleich war...

Der Fahrzeugpark der FF Curslack Mitte der 70er Jahre: LF 16TS, LF16 VTS, TLF 16 (von links).
Der Fahrzeugpark der FF Curslack Mitte der 70er Jahre: LF 16TS, LF16 VTS, TLF 16 (von links).

In 1974 gab es noch einmal eineVeränderung im Fahrzeugpark der Wehr. Das Tanklöschfahrzeug TLF 8 wurde ersetzt durch ein Löschfahrzeug LF 16 Magirus. Zusammen mit einem weiteren Löschfahrzeug LF 16 und einem LF 16 VTS rückte die Wehr zu Übungs- und Einsatzfahrten aus.
Drei Jahre später 1977 gingen die Kameraden eine Patenschaft mit der FF Schutschur bei Hitzacker in Niedersachsen ein. In einer Feierstunde in Schutschur wurde die Patenschaft bekannt gegeben und auf dem anschließend stattfindenden Feuerwehrball gebührend gefeiert. Ziel dieser Patenschaft war es, den Ausbau der Löschgruppe Schutschur zu einer Freiwilligen Feuerwehr Schutschur zu unterstützen. Die Kontakte in den kommenden zehn Jahren konzentrierten sich auf gemeinsame Übungen sowie auf einen sich abwechselnden Besuch von Stiftungsfesten.

Besondere Einsätze

Noch im Jubiläumsjahr 1953rückten die Wehr zum Achterschlag 24 aus. Ein Großfeuer vernichtete im Herbst eine mit Heu und Stroh gefüllte Scheune. Mehr als drei Stunden brauchten die Wehr, um das gewaltige Feuer, das kurz vor Mitternacht ausbrach, unter Kontrolle zu bekommen. Die Nachlöscharbeiten dauerten bis in die Abendstunden des Folgetages.
Wie gut die Verbindungen auch zu Wehren in den Nachbargemeinden in Schleswig Holstein waren, zeigten die Einsätze im Sommer 1959. Ein Gehöft in Escheburg mit Wohn- und Viehhaus sowie einer Scheune wurde vom Feuer heimgesucht. Die Curslacker Wehr rückte um 23:30 Uhr aus und beteiligte sich mit ihrem TLF an den mehr als dreistündigen Löscharbeiten. Zwei Monate später kamen die Curslacker Kameraden erneut zur Hilfe. Wieder wütete der Rote Hahn auf einem Gehöft in Escheburg. Das übergreifen des Feuers auf ein benachbartes Bauernhaus konnte mit Hilfe des TLF mit seinem 2500 Liter Wassertank verhindert werden.
Die große Flut 1962:
Sturmböen begleiteten die Curslacker Wehrmänner zu ihrer Generalversammlung ins Lokal von Karl Barnstorf am Abend des 16. Februars. Drei Stunden später heulten die Sirenen im Vierländer Landgebiet. Niemand erahnte das Schicksal, dass Hamburg in dieser Nacht ereilte. Eine Sturmflut überstieg vielfach die Deiche, die auf Wasserstände von 5.50m bis 5.90m über NN ausgerichtet waren. An mehr als 10 Stellen konnten die Deiche der Hansestadt den Wassermassen nicht standhalten und brachen. Ein Fünftel des Hamburger Stadtgebiets stand unter Wasser. Über 300 Menschen verloren in den Fluten ihr Leben.. Teilweise fiel das Fernsprechnetz aus. Stromleitungen wurden unterbrochen. Doch die Bürger in Vierlanden hatten Glück. Der beschädigte Deich in Kirchwerder-Warwisch hielt. Er hielt auch Dank der Mithilfe der Curslacker Feuerwehrmänner, die in diesen Tagen mehrfach von Bereichsführer Scheer alarmiert wurden, um den beschädigten Schutzwall mit Sandsäcken zu sichern. Besondere Unterstützung fanden die Blauröcke dabei von dem Curslacker Pastor Rolf Kiehn. Er packte am Deich mit an, stand selber in den Fluten und bot geistlichen Beistand.
Nach dem Höhepunkt der Flut mussten Tausende von Kellern leergepumpt werden. Das Löschfahrzeug LF 15 der FF Curslack unterstützte die Lenzarbeiten im Gebäude der Hamburgischen Elektrizitätswerke in Tiefstack.
Nach der Flut 1962 kehrte die Wehr wieder zu ihrem normalen Einsatzalltag zurück. Dabei war im April 1963 vermutlich ein Kurzschluss in einem Geflügelstall die Ursache dafür, dass 15.000 Tiere ihr Leben am Allermöher Deich 109 lassen mussten. Nur wenige Tiere der Hähnchenmästerei konnten aus einen 250m² großen Stallgebäude gerettet werden. Das Gebäude mutierte in wenigen Minuten zu einer funkensprühenden Fackel. Angetrieben durch starken Wind wirbelten Funken auf eine benachbarte reetgedeckte Scheune zu. Auch sie wurde ein Raub der Flammen. Die Wehr aus Curslack unterstützte die mehr als dreistündigen Löscharbeiten.
Im Juni 1963wurde ein Bauernhaus am Achterschlag 48 vollkommen eingeäschert. Feuerwehrmänner aus Curslack gelang es mit vereinten Kräften, ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Schuppen und Gartenanlagen zu verhindern. Ausgelöst wurde der Brand durch Funkenflug. Ein Nachbar hatte in der Nähe des reetgedeckten Hauses Bettfedern aufgebrannt. Durch Luft schwebende Funken entzündeten das weichgedeckte Dach. Überhaupt war es ein sehr trockener Sommer. Die Curslacker Wehr verzeichnete mit 33 Einsätzen mehr als doppelt so viele wie normal. Überwiegend Grasbrände waren der Alarmierungsgrund.
Zwei unterschiedliche Brandeinsätze prägten das Einsatzgeschehen der beiden Wehren 1967: Im August waren vermutlich selbst entzündete Heuvorräte der Grund dafür, dass ein strohgedecktes Bauernhaus an der Heinrich-Osterrath-Straße mitsamt der Nebengebäude vollständig ausbrannte. Mobiliar und Kleidungsstücke konnten die Besitzer gemeinsam mit den angerückten Wehren ins Freie schaffen – aber in den Stallungen verbrannten neben den Erntevorräten auch die untergestellten landwirtschaftlichen Maschinen. Im Herbst des gleichen Jahres schreckte eine gewaltige Explosion die Anwohner am Altengammer Elbdeich auf. Ein Tankschiff war mit einer Baggerschute auf der Elbe kollidiert. Der mit Leichtbenzin beladene Tanker geriet dabei sofort in Brand. Die vier Mann starke Besatzung sprang ins eiskalte Wasser und konnte von den angerückten Feuerwehren gerettet werden. Sämtliche
Vierländer Wehren waren alarmiert. Da das Schiff für die Rohre der Feuerwehr zu weit vom Ufer entfernt lag, gelang es zuerst nicht, das Feuer zu bekämpfen. Daraufhin entschloss man sich, Tragkraftspritzen auf ein Motorschiff zu laden und längsseits des Tankers zu gehen. Nach über drei Stunden waren die Flammen erstickt.
„15 Feuerwehren im Schneeeinsatz“ schrieb die Bergedorfer Zeitung in ihrer Ausgabe vom 17. Februar 1969. Tagszuvor heulten in allen Ecken des Bergedorfer Bezirks die Sirenen. Heftige Schneefälle und meterhohe Schneeverwehungen hatten den Verkehr in Hamburg zum Erliegen gebracht. Auch die Wehrmitglieder aus Curslack fanden sich mit ihren Fahrzeugen an der Wache der Berufsfeuerwehr Bergedorf, Chrysanderstraße ein. Von dort aus rückten sie zu verschiedensten Hilfeleistungen aus, u.a zum Schneeräumen zur U-Bahn-Station Horner Rennbahn.
Nicht gegen Schnee und Wind sondern gegen Feuer und Hitze kämpften neun Feuerwehren im August 1969 am Curslacker Deich 362. Der unglücklich stehende Wind fegte bei über 30°C im Schatten das Feuer eines kleineren Nachbargebäudes auf das mächtige Reetdach eines Wohn- und Stallgebäudes zu. In einer knappen Stunde griff das um 13:00 Uhr ausgebrochene Feuer auf die gesamte Dachfläche über. Die sofort eingeleiteten Löscharbeiten konnten das Feuer nicht aufhalten. Der Kamerad Walther Meyer berichtete: „Schon bei der Anfahrt sahen wir die bis zu 20 m hohen Flammen in den Himmel ranken. Am Einsatzort angekommen erblickten wir eine sich über den ganzen Dachfirst erstreckende Feuerwand... Trotz des massiven Wassereinsatzes war das Gebäude nicht zu halten und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Löscharbeiten dauerten über 12 Stunden an.“
Noch im gleichen Monat rückten die Feuerwehrmänner aus Curslack zum Brand der Holzhandlung Behr aus. Diese befand sich damals auf dem Gelände des heutigen City Center Bergedorf. Beide Einheiten unterstützten die Löscharbeiten bei dem Feuer, das früh morgens gegen 1:30 Uhr ausbrach. Die gewaltigen Flammen drohten die gesamte Nachbarschaft bis hin zur Bergedorfer Kirche in Mitleidenschaft zu ziehen. Die Bewohner der benachbarten Häuser in der Vierlandenstrasse wurden aufgefordert ihre Wohnungen zu räumen. Höchste Gefahr drohte durch das wild um sich greifende Feuer den Lagerräumen einer unmittelbar am Kupferhof gelegenen Farbenhandlung. „Mit unserem TLF 8 fanden wir uns zur Löschwasserversorgung östlich des Serrahns ein, dort wo heute das Lichtwarkhaus steht“ erinnerte sich Günter Timmann von der FF Curslack.
„Wir kamen dabei gerade von einer Geburtstagsfeier unseres Kameraden Werner Meyer und ich konnte einfach den Rückwärtsgang in der Aufregung nicht finden. Alle packten mit an und schoben das Fahrzeug zur Wasserentnahme ans Ufer. Unser zweites LF beorderte man an das westliche Hafenbecken. Wir mussten es erst mal mit Wasser benetzen“ erinnerte er sich weiter, „ weil die gewaltige Hitze den Lack von den Fahrzeugen abplatzen ließ.“
Ein weiteres Großfeuer beschäftigte die Wehr im Oktober 1969. Im Stall- und Wohngebäude am Curslacker Deich 320 war gegen 18:30 Uhr auf dem Heuboden ein Brand entstanden. Doch diesmal hatte das schnelle Eingreifen der Wehren Erfolg. Eine starke Ausbreitung des Brandes konnte verhindert werden. Die Ablöscharbeiten gestalteten sich schwierig. Der 250 m² große, mit Stroh und Heu gefüllte Boden musste komplett geleert werden. Das Leeren des Heubodens und das Ablöschen der Brandnester beschäftigte die Feuerwehr bis in die frühen Morgenstunden.
Tragisch endete ein Feuer in einer Wohnbaracke für eine Gastarbeiterfamilie am Curslacker Neuer Deich 39 im Februar 1970. Drei Kinder im Alter von drei, sechs und zehn Jahren waren im Schlaf von dem Brand überrascht worden und in ihren Betten erstickt. Die Bergung der toten Kinder hatte die Männer der FF Curslack tief bewegt. Es dauerte eine lange Zeit bis die Kameraden diese Einsatzerlebnisse verarbeitet hatten.
Im Oktober 1970 und April 1971entwickelten sich abgestellte LKWs auf dem Curslacker Heerweg in Höhe der Hausnummer 104 für drei Menschen zu einer Todesfalle. Ungebremst fuhren sie mit ihren Fahrzeugen in die vermutlich unbeleuchteten Lastwagen. Die Curslacker Wehr konnte im Oktober einen der drei Fahrzeuginsassen lebend aus dem Unglückfahrzeug retten. Im April verstarb der Fahrer eines VW Käfers an der Unglücksstelle.
„Ein großer schwarzer Rauchpilz zeigte uns den Weg zum Achterschlag 148,“ schrieb Ernst-Otto Jeromin in das Protokollbuch der Curslacker Wehr. Im Dezember 1971 brannte eine 11 mal 15m große Scheune in voller Ausdehnung. Sirenen heulten in Curslack und anderen Vierländer Gemeinden. Aber auch die Vornahme von 12 Strahlrohren konnte nicht verhindern, dass die Holzscheune vollständig niederbrannte. Etwa 10 Schweine, die sich bei Ausbruch des Feuers in der Scheune befanden, retteten die Einsatzkräfte. Ein Übergreifen auf die Nebengebäude konnte verhindert werden. „Eigentlich hatte einen Tag vor Heilig Abend niemand so richtig Zeit...“, erinnerte sich der am Einsatz Beteiligten.
„Auf der Anfahrt rutschte die Drehleiter aus Bergedorf in einem parallel zum Achterschlag verlaufenen Graben. Die Bergung des Fahrzeugs war nur möglich über einen nachalarmierten Bergungskran der Feuerwehr Hamburg.“
Zwei Wasserwerfer, 18 B-Rohre und 16 C-Rohre setzte die Feuerwehr bei einem Großbrand am Curslacker Neuer Deich 36 ein. Im Januar 1972stand die Farbenfabrik Springer & Möller in Flammen. Die Lagerhallen brannten lichterloh. Besondere Gefahr bestand für die eingesetzten Kräfte durch die benachbarten Gebäude, die als Nitro-Lager der Fabrik dienten. Die FF Curslack sicherte mit anderen Wehren die Löschwasserversorgung, bevor einige Trupps zur Brandbekämpfung eingesetzt wurden Das gegen 22:00 Uhr ausgebrochene Feuer verursachte ein Schaden von weit über einer Million D-Mark.

1972: Nur wenige Tiere überlebten den Einsturz des Stallgebäudes am Neuengammer Hausdeich nach einem schweren Sturm.
1972: Nur wenige Tiere überlebten den Einsturz des Stallgebäudes am Neuengammer Hausdeich nach einem schweren Sturm.

Ein schwerer Sturm tobte über Norddeutschland im November 1972und trieb sein Unwesen auf einem Hof am Neuengammer Hausdeich 427. Das große Stallgebäude war dort unter der Wucht des Sturmes zusammengebrochen und hatte das gesamte Vieh unter sich begraben. Trotzdem gelang es der Feuerwehr, einige Tiere unverletzt aus den Trümmern zu befreien. „Zu fast 20 Einsätzen wurden wir gerufen,“ schilderte Werner Meyer die Lage an dem Tag der Sturmkatastrophe. „Bei Windstärke 12 knickten Baumriesen um wie Streichhölzer und blockierten die Straßen. Meistens sicherten wir beschädigte Dächer. Das war nichtimmer ganz ungefährlich für meine Männer...“

1974: Brennt Reetdach am Curslacker Heerweg.
1974: Brennt Reetdach am Curslacker Heerweg.

Mehr als 150000 Mark Sachschaden war nach Einschätzung die Bergedorfer Zeitung bei einem erneuten Großfeuer am Curslacker Deich 362 im Oktober 1973entstanden. Beim Eintreffen der Wehr war das Ziegeldach des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes bereits mehrfach von den Flammen durchbrochen worden. Doch anders als 1969, blieb diesmal der Wohntrakt bis auf einen geringen Wasserschaden unversehrt.
Großfeuer im Hafen lautete die Einsatzmeldung im November 1974. In einer Kühlhalle im Hamburger Freihafen brach vermutlich durch Schweißarbeiten ein Feuer aus. Wie auch heute noch, sind bei Einsatzlagen dieser Größe alle Kräfte der Feuerwehr Hamburg gefordert. Jeweils vier Stunden waren auch die Männer aus Curslack an der Brandbekämpfung des Schuppens 69 beteiligt. Erschwerend wirkte bei den Löscharbeiten die starke Rauchentwicklung und die anhaltende Explosionsgefahr durch Teergase.

1975_Heidebrand.jpg

Begünstigt durch eine langanhaltende Trockenheit kam es im August 1975zu einer Waldbrandkatastrophe in Niedersachsen. Hilfe über Landesgrenzen hinaus war notwendig, um den Brand von über 4000 Hektar Wald zu bekämpfen. Die Curslacker Wehr führte der Einsatz nach Eschede im Kreis Celle. Fünf Tage dauerte der Einsatz. Im 24-Stunden-Rhythmus wurden die Fahrzeuggruppen ausgetauscht. Die Männer fuhren durch dievon Bundeswehrpanzern geschlagenen Schneisen. Über ihnen kreisten
Hubschrauber, die die Brandbekämpfung aus der Luft unterstützten. Die Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren wurden durch riesige Sattelzüge mit Löschwasser versorgt. Und immer wieder brannten große Flächen Torf. Ein Ablöschen war fast unmöglich und alle hofften auf den großen Regen. Der kam dann auch und machte der Waldbrandkatastrophe ein Ende.

1975: Werner Meyer, Joachim Reimers, Gerd Ohlrogge, Claus Heitmann und Hermann Behnken kehren nach 12 Stunden Brandbekämpfung in der Heide zurück zum Sammelpunkt.
1975: Werner Meyer, Joachim Reimers, Gerd Ohlrogge, Claus Heitmann und Hermann Behnken kehren nach 12 Stunden Brandbekämpfung in der Heide zurück zum Sammelpunkt.

Im Januar 1976 tobte wieder ein schwerer Orkan über Hamburg und die damit einhergehende Sturmflut brachte sogar noch höhere Pegelstände als das Katastrophenhochwasser von 1962. Die Neuengammer Kameraden fuhren zahlreiche Sturmeinsätze in den unterschiedlichsten Hamburger Stadtteilen. Ab 21.30 Uhr ging es dann zu etlichen Pumpeinsätzen, vor allem in Wilhelmsburg, wo zahlreiche Keller unter Wasser standen.

1975: Auf den Kopf gestellt - Verkehrsunfall auf dem Curslacker Heerweg.
1975: Auf den Kopf gestellt - Verkehrsunfall auf dem Curslacker Heerweg.

In eine Serie von Bränden im Bezirk Bergedorf reihte sich das Feuer einer Scheune im Juli 1976auf dem Gelände der Vollzugsanstalt Neuengamme ein. In dem 20 x 12 m großen Gebäude lagerte Holz für Schreinerarbeiten. Das Feuer fand hier also reichlich Nahrung und zerstörte das Lager. Ein Übergreifen auf die zahlreichen reetgedeckten Häuser in der Nachbarschaft konnte verhindert werden. Aber dies Feuer war nur ein Vorgeschmack auf das, was im September auf die Männer zukommen sollte. Ein großer schwarzer Rauchpilz zeigte den Wehren den Weg zu einem Feuer in der
Strafvollzugsanstalt Neuengamme. Die Halle, in der eine Kerzenfabrik, ein Gummilager und die Tischlerwerkstadt der Vollzugsanstalt untergebracht waren, stand in Flammen. Auslaufendes Wachs der Kerzenfabrik ließ das Holz der etwa 400 m² großen Halle wie eine Fackel brennen. Das Gebäude brannte trotz massivstem Wassereinsatzes bis auf die Grundmauern nieder.

1978: Verkehrsunfall am Kurfürstendeich - Die FF Curslack befreit den Fahrer des Fahrzeugs und versorgt anschließend den Verunglückten.
1978: Verkehrsunfall am Kurfürstendeich - Die FF Curslack befreit den Fahrer des Fahrzeugs und versorgt anschließend den Verunglückten.
1978: Oberbranddirektor Manfred Gebhardt (rechts) übergibt die Jubiläumsurkunden an die Wehrführer Hermann Harden (links) und Jürgen Stahlbuhk (Mitte).
1978: Oberbranddirektor Manfred Gebhardt (rechts) übergibt die Jubiläumsurkunden an die Wehrführer Hermann Harden (links) und Jürgen Stahlbuhk (Mitte).

75 jähriges Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Curslack

Ein strahlend schönes Wochenende bildete den Rahmen für die drei, gemeinsam mit der FF Neuengamme begangenen Jubiläumstage im Mai 1978. Zu Beginn stand eine Fahrzeugausstellung für die Schüler der Zentralschule auf dem Programm. Bei zwei sich anschließenden Alarmübungen wirkten einige Schüler sowohl als Verletztendarsteller, als auch als Ersthelfer zur Versorgung verletzter Kinder mit. Auf dem Kommersabend, im großen Festzelt auf dem Curslacker Sportplatz, konnten die Wehrführer Hermann Harden und Jürgen Stahlbuhk die zahlreichen Glückwünsche der benachbarten Vereine und Wehren entgegennehmen. Die Pastoren beider Kirchspiele ließen die Geschichte der Wehren Revue passieren und Oberbranddirektor Manfred Gebhardt würdigte im Namen der Feuerwehr Hamburg die Leistung beider Wehren.

1978: Im Rahmen einer Übung versorgten Schüler und Feuerwehr gemeinsam "verletzte Personen".
1978: Im Rahmen einer Übung versorgten Schüler und Feuerwehr gemeinsam "verletzte Personen".

Am Sonnabend trugen 18 Mannschaften ein Fußballturnier auf zwei Kleinfeldern aus. Nach vielen packenden Spielen siegte die Mannschaft der Tischtennisabteilung des SVCN vor der gastgebenden Wehr aus Curslack. Ein Kindervergnügen und Unterhaltung durch den Musikzug der FF Neuengamme rundeten das Nachmittagsprogramm ab. Der große Jubiläumsball war, wie das Protokoll berichtet, ein voller Erfolg. Bis in die frühen Morgenstunden herrschte Hochstimmung im Zelt.
Den Abschluss des Jubiläums bildete der große Festumzug durch Curslack und Neuengamme am Sonntagnachmittag. Empfangen wurden die teilnehmenden Vereine, Wehren und Fahnengruppen von dem Landesbereichsführer Rolf-Horst Glawe, Branddirektor Maximimilian Puchner und Innensenator Werner Staak. Dieser sagte bei seiner Ansprache: „Wir in Hamburg haben eine Feuerwehr auf die wir stolz sind. Die Menschen in den Vier- und Marschlanden konnten sich in den vergangenen Jahren auf die Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren verlassen. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.“